17.05.99

Bundestreffen der Totalen und Konsequenten Kriegsdienstverweigerer

Das jährliche Bundestreffen der totalen und konsequenten Kriegsdienstverweigerer fand dieses Jahr in Nürnberg statt. Organisiert wurde das Treffen vom 14. bis 16. Mai von der DFG-VK.

Das jährliche Treffen der Totalverweigerer wird genutzt, damit die einzelnen Totalverweigerer und Initiativen sich über ihre Vernetzungsstrategie Gedanken machen. Über die gerichtlichen Verfahren gegen Totalverweigerer zu berichten, gehörte ebenso auf die Tagesordnung bzw. in die anfangs gebildeten Arbeitsgruppen wie die Überlegung neuer Strategien bei der gesamten Vorgehensweise. Wer sich über die Totalverweigerung einfach
informieren wollte, konnte dies in der sogenannten "Einsteiger-AG" tun. Eine Arbeitsgruppe "JUT" (Juristische Unterstuetzung für Totalverweigerer) diskutierte über die Möglichkeiten und Taktiken, wenn Totalverweigerer als Nichtjuristen Totalverweigerer vor Gericht verteidigen. Totalverweigerer haben sich im laufe der Zeit zum Teil zwangsläufig, sehr intensiv mit der Rechtslage auseinander gesetzt und verfügen zum Teil über kompetenteres
Wissen und mehr Einfühlungsvermoegen als manch ein Rechtsanwalt.

Ein Beispiel der Repression zeigte sich bei Jörg Eichler, der im November 1998 verhaftet und in Amberg in Untersuchungshaft gesteckt wurde. Er leistete seinem Einberufungsbefehl nicht folge, der zuständige Haftrichter vermutete Fluchtgefahr und erließ einen Haftbefehl gegen Eichler. Eichler, der auf dem Bundestreffen von seiner fünfmonatigen Untersuchungshaft berichtete erhielt kurz nach seinem Strafprozeß eine erneute Aufforderung, seinen Dienst in der Bundeswehrkaserne anzutreten und ist seitdem wieder fahnenflüchtig.

Eine von der DFG-VK organisierte Protestkundgebung gegen den Angriffskrieg der NATO gegen Jugoslawien auf dem Jakobsplatz in Nürnberg bot den Totalverweigerern Samstagmittag, dem "Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung", eine kleine Abwechslung. Anschließend wurde über die Zukunft der Totalverweigererbewegung in Deutschland gesprochen. Bei einem Vergleich mit der Bewegung in Spanien breitete sich jedoch kein Unmut aus, denn die Zahl der Totalverweigerer in Deutschland steigt, wenn auch langsam, stetig.

Themenmäßiger Schwerpunkt lag bei der Arbeitsgruppe Ohne-Uns, einer Zeitung totaler Kriegsdienstverweigerer. Die Ohne-Uns ist praktisch das Sprachrohr und wichtigstes Mittel der Vernetzung totaler Kriegsdienstverweigerer.

Abends stellte Dr. Werner Brill sein neues Buch "Mitleid ist fehl am Platz - Über Vernichtungskrieg und Gewalt" vor und berichtete über die Wehrmachtsausstellung in Saarbrücken, über den Vernichtungskrieg und die Verbrechen der Wehrmacht.

Am letzten Tag des Bundestreffens berichteten ehemals arrestierte und inhaftierte Totalverweigerer über den Bundeswehrarrest und schlugen Taktiken vor, wie man sich als Totalverweigerer im Arrest am besten verhält.

Den Abschluß bildete ein Abschlußplenum, auf dem unter anderem festgelegt wurde, daß das nächste Bundestreffen der Totalen Kriegsdienstverweigerer im Jahr 2000 in Berlin stattfinden wird.

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