Kein Großer Zapfenstreich am 12. Oktober in Dresden!


Diese Seite dient der Information über und gleichzeitig der Mobilisierung gegen den am 12. Oktober auf dem Dresdner Altmarkt stattfindenden Großen Zapfenstreich der Bundeswehr.





[ Aufruf ] [Ablauf Zapfenstreich ] [ AnwohnerInnen-Infos ] [ Plakate ] [ Aufkleber/Flyer ]






[ Hier ] gibt es jetzt auch noch ein paar Fotos und Pressereaktionen.




Treffpunkt für alle Gegendemonstranten ist 18.00 vor dem Kulturpalast!

Mit Entscheidung des Verwaltungsgerichts Dresden vom 12. Oktober ist dieser Kundgebungsort genehmigt worden. Den gesamten Wortlaut des Gerichtsbeschlusses könnt ihr hier als pdf downloaden.

Die Eilentscheidung des Verwaltungsgerichtes Dresden vom 11.10.06 beinhaltet v.a. zwei Punkte:
1. Die angemeldete Kundgebung darf (im wesentlichen) am angemeldeten Kundgebungsort stattfinden, mit folgender Begrenzung v.a. zum Altmarkt hin: nicht bis zur Wilsdruffer Straße, sondern bis zur parallel zur Wilsdruffer Str. führenden (gedachten) Linie in der Mitte zwischen dem auf der Seite des Kulturpalastes befindlichen 2. und 3. Blumenbeet von der Wilsdruffer Str. aus gesehen. Wir werden also nicht seitlich vor, sondern neben dem Kulturpalast zwischen zwei Gebäuden stehen.
2. Der Einsatz von Lautsprechern und anderen lärmverursachenden Kundgebungsmitteln (Musikinstrumenten, Trillerpfeifen, Trommeln, Rasseln etc.) wird für die Zeit von 19.30 Uhr bis 21.30 Uhr untersagt. Das heißt positiv gewendet aber auch, daß derartige Lärminstrumente zunächst zum Kundgebungsort mitgebracht und auch verwendet werden dürfen - nur nicht innerhalb der angegebenen Zeit. Lautäußerungen ohne diese Hilfsmittel sind natürlich durchgehend erlaubt.
Wer plant, mit Trommeln usw. zum Kundgebungsort zu gelangen, wird ggf. trotzdem Ärger in den mit Sicherheit existierenden Vorkontrollen der Polizei bekommen. Ihr solltet daher möglichst eine Kopie der ersten beiden (Tenor-)Seiten der Entscheidung des VG als Argumentationshilfe dabei haben. Sollte es zu Abweisungen oder gar Festnahmen aus diesem Grunde geben, bitte umgehend das Infotelefon (EA bei Festnahme sowieso) informieren, die Versammlungsleitung wird dann versuchen, dies über eine Beschwerde gegenüber Ordnungsamt und Polizei abstellen zu lassen. Der Kundgebungsort der zweiten Versammlung von "Wiederentwaffnung jetzt!" wird fallengelassen; sie werden sich uns anschließen. Bis mind. 18.30 uhr wird von der Versammlungsleitung jemand vor Ort sein, um mit den Leuten, die trotzdem dorthin kommen gemeinsam zur Schloßstraße/Kulturpalast zu gehen.

Die Telefonnummer des Ermittlungsausschusses, der euch juristische erste Hilfe in Notfällen bietet, ist die 0351-89960456.

Das Infotelefon zum neuesten Stand am Altmarkt selbst hört auf die Nummer 0162-2683438.

Offene, moderierte Mailingliste: [ in Mailinglist eintragen ]

Und hier noch der [ Auflagenbescheid ] für die Gegendemonstration; wegen all der schönen zitierfähigen Stellen... :-)


Zappenduster - Wir zerstören Zukunftsträume

[Aufruf zu Gegenaktivitäten]

Am 12. Oktober um 20:00 wird es auf dem Altmarkt in Dresden einen sogenannten Großen Zapfenstreich geben. Dabei handelt es sich um eine knapp 200 Jahre alte militärische Tradition, die auf das Signalisieren der Sperrstunde in Schänken durch einen befehlshabenden Offizier zurückgeht. Seine Ritualisierung erfuhr der große Zapfenstreich anfang des 19. Jahrhunderts in den preußischen Heeren, und am 12. Mai 1838 fand in Berlin der erste große Zapfenstreich in der Form stattfand, wie sie grundsätzlich bis heute beibehalten wurde. Dabei handelt es sich um eine druchgeplante Choreographie, bei der die Soldatenkapelle in einer von Fackeln erleuchteten Umgebung verschiedene Lieder spielt und dabei auf dem Platz marschiert.
Diese Veranstaltung kann in drei verschiedenen Argumentationslinien kritisiert werden. Zum einen der selektive Bezug auf die deutsche militärische Vergangenheit, zweitens die Militarisierung des Alltags und die zunehmende Akzeptanz militärischer Vorgehensweise und drittens die damit einhergehende Reklame für die Bundeswehr, als die der Zapfenstreich gesehen werden kann.
Die Bundeswehr bekennt sich gerne zu den Attentätern vom 20. Juli 1944, während die "Wehrmacht als Institution" für sie "keine Tradition begründen kann". Andererseits weigert sie sich nach wie vor die nach Wehrmachtsangehörigen benannten Kasernen (siehe z.B.
[ www.kampagne.de ]) umzubenennen. Der Zapfenstreich ist das zentrale Ritual der preußisch-deutschen Militärgeschichte und hat sich in seiner Form seit fast 200 Jahren kaum geändert. Der Bezug auf die preußische Militärtradition lässt den Nationalsozialismus als eine Episode unter vielen in der langen deutschen Militärgeschichte erscheinen. Und nicht zuletzt bedient sich die Inszenierung des Zapfenstreichs einer Symbolik, die an nationalsozialistische Bildsprache erinnert. Die richtige Konsequenz aus Auschwitz wäre gewesen, gänzlich auf eine Armee zu verzichten. Demgegenüber wird Auschwitz nunmehr als Legitimation für deutsche Auslandseinsätze benutzt.
Krieg ist wieder eine selbstverständliche Option. Das schlägt sich auch in der Sprache nieder. Heute wird nicht mehr von Kriegen gesprochen, sondern von Friedensmissionen. Die Tatsache, dass Soldaten ausgebildet werden um zu töten, und nicht um Menschen zu helfen wird dabei häufig außer acht gelassen.Die Bundeswehr ist eingebunden in Bündnisse und operiert im Rahmen dieser. Auf neue Sicherheitsbedrohungen und die "Folgen der Globalisierung", reagiert die deutsche Regierung in zunehmendem Maße auch wieder mit militärischen Mitteln. Zur Begründung für diese Entwicklung wird immer wieder angeführt, daß Deutschland sich seiner Bündnisverpflichtungen im Rahmen von NATO oder einer gemeinsamen europäischen Militärpolitik nicht entziehen könne, sondern auch auf diesem Gebiet seinen angemessenen Beitrag zu leisten habe. Dass sie quasi im "Zugzwang" steht und sich den "Verpflichtungen gegenüber anderen Bündnispartnern" nicht entziehen könne, ist nur eine Seite der Medaille. Tatsächlich ist Deutschland (mit der größten Bevölkerungszahl) eines der einflußreichsten Länder innerhalb der EU. Alle Entscheidungen der EU verantwortet auch die deutsche Regierung mit. Damit wird die Selbstverständlichkeit des Krieges als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln nicht mehr nur von militärischen Kreisen akzeptiert sondern auch von der Politik in die Gesellschaft getragen.
"Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg." schreibt Kurt Tucholsky 1927 in "Die Weltbühne". Der Zapfenstreich ist für die Bundeswehr eine Werbeveranstaltung. Sie wirbt mit Ihren dressierten Soldaten für traditionelle Werte wie Diszplin, Gehorsam, die Anpassung des Körpers an willkürliche Normen und die Effizienz hierarchisch strukturierter Organisationen in denen jegliche Individualität vermieden wird. Sie wirbt damit, Freiheit nach außen zu verbreiten, zeigt in ihrer Struktur allerdings bereits vorweg um welche Freiheit es sich dabei handelt: die Freiheit disziplinierter Menschen, die sich in die vorgegebenen Verhaltensmuster einordnen.
Wir werden diese Inszenierung nicht tatenlos hinnehmen und die Verherrlichung von Soldatentum, Waffen und militärischen Traditionen zu stören wissen.


Ablauf des Zapfenstreichs aus Sicht der Bundeswehr

18.30 Uhr Wachbataillon und Stabsmusikkorps werden vor der Kreuzkirche Aufstellung nehmen.
19.45 Uhr Abnahme des Großen Zapfenstreichs durch den Ministerpräsidenten und den amtierenden Oberbürgermeister und den Kommandeur des Verteidigungsbezirkskommandos 76.
20.00 Uhr Beginn des ca. 40 min. dauernden Zapfenstreichs mit Musik und Gebet.
20.40 Uhr Ende durch Abschreien der Nationalhymne.


Informationen für Anwohnerinnen und Anwohner

Sehr geehrte Bewohnerinnen und Bewohner des Altmarktes!

Am 12.10.2006 wird das Verteidigungsbezirkskommando 76 der Bundeswehr Ihnen ein ganz besonderes Geschenk zum 800 - jährigen Jubiläum Dresdens darreichen:
Einen zeitlich begrenzten Aufenthalt in einem militärischen Sperrgebiet - dem Altmarkt! Ab 20:00 Uhr werden fackeltragende, schwarzbehelmte Angehörige der Streitkräfte einen "Großen Zapfenstreich" zelebrieren; ein altes preußisches Truppenritual. Sehr originell ist dies allerdings nicht, da bereits NVA, Wehrmacht wie auch die Truppen des Kaisers diese militaristische Tradition in Dresden gepflegt haben. Stets war und ist das Motiv dieser Veranstaltung, die Akzeptanz des Militärischen im gesellschaftlichen Alltag und in der Politik zu fördern. Die tödliche Konsequenz solcher Entwicklungen hat Kurt Tucholsky 1927 treffend benannt: "Jubel über militärische Schauspiele ist eine Reklame für den nächsten Krieg." Älteren Menschen ist die Erkenntnis von 1945, sehenden Auges eine zivilisatorische Katastrophe heraufbeschworen zu haben, sicherlich noch geläufig. Der Altmarkt war damals eingehüllt in den nach verbrannten Fleisch riechenden Rauchschwaden und hatte nichts mehr gemein mit der vormaligen Prächtigkeit im Glanze des Fackelscheins aufziehender Wehrmachtsbataillone.

"Nie wieder Krieg!" hieß es fest entschlossen 1945.

Nun schreiben wir das Jahr 2006.

Inzwischen wird laut Ex-Verteidigungsminister Peter Struck, "Deutschland am Hindukusch verteidigt", zivile Tote werden als Kollateralschäden verunglimpft und internationale Konflikte sehr vorschnell mit vermeintlichen, militärischen Lösungen bedacht.
Es stellt sich, im Gegensatz zum Golfkrieg 1991, nicht mehr die Frage, ob deutsche Truppen im Ausland aktiv sein dürfen, sondern wieviele zeitgleiche Einsätze sich der Bundeshaushalt leisten kann.
Lassen Sie die Durchführung dieses militärischen Brimboriums nicht unkommentiert vor den Fenstern und Balkonen Ihrer Wohnungen geschehen. Es gibt viele Möglichkeiten des gewaltfreien Widerstandes gegen diesen mörderischen Wahn:
- Radiogeräte ab 20:00 Uhr auf die Frequenz 100,2 MHz einstellen und den Lautsprecher gen Altmarkt ausrichten
- Transparente aus den Fenstern hängen
- Mit Lärm den verlogenen, feierlichen Charakter zerstören
- An Gegenkundgebungen teilnehmen

Informationen unter
[ ohne-uns.de ]


Plakate





Aufkleber/Flyer



Die auf der Grafik abgebildete SS-Rune wurde seitens der Staatsanwaltschaft aufgrund des Tatvorwurfs "Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen", strafbar gem. § 86a StGB, kriminalisiert. Das Verfahren endete am 14.12.2009 mit einem Freispruch durch das AG Dresden. Ob die Staatsanwaltschaft Rechtsmittel einlegen will, ist noch offen.

last changed: Monday, 14-Dec-2009 12:30
Ps: Die öffentliche Ordnung ist die Gesamtheit der ungeschriebenen Regeln, deren Befolgung nach den jeweils herrschenden und mit dem Wertegehalt des Grundgesetzes zu vereinbarenden sozialen und ethischen Anschauungen eines geordneten menschlichen Zusammenlebens innerhalb eines bestimmten Gebietes anzusehen ist.